Ghetto goes glamour? Nein, danke!

Veröffentlicht am 28.07.2009 in Allgemein
„Zur Sache!“ – Die Kolumne der Wittener Jusos

Von Dennis Sohner

Als irgendwelche koreanischen Fußballspieler wie wild gewordene Hähne aufeinander losgingen und sich ordentlich einen auf die Rübe gaben, hatte ich endgültig die Nase voll. Es war gerade früher Nachmittag und noch nie hatte ich so genüsslich auf den Ausschalter auf meiner TV-Fernbedienung gedrückt.
Eine runde halbe Stunde (oder gefühlte zwei Stunden) zappte ich zwischen allen möglichen Sendern hin und her. Nun war genug von verwahrlosten Typen, die bei Richter Alexander Hold von ihren Ausflügen nach Polen berichten, „um mal eben ein bisschen Poppen zu gehen“; genug von dem Volksmusik-Gedudel auf DSF (ja, richtig gelesen: Deutsches Sportfernsehen), wo gerade Rolf Zuckowski ins Mikro trällert und seine (gefühlte 50 Jahre alte) Platte anpreist; genug von drei „bösen Mädchen“, wie PRO Sieben sie feierlich ankündigt, die um einen Gang über den Roten Teppich kämpfen. Ghetto goes glamour? Nein, danke!

Was ist bloß los mit dem deutschen Fernsehprogramm? Das ist so eine höchst intellektuelle Frage, die könnte man wohl nur bei Anne Will oder WISO diskutieren. Bei Britt und Oli Geißen stehen heute wie (fast) immer Scheidungskrieg oder die wildesten Nächte auf dem Programm. Fernsehkultur? So weit weg, wie Gülcan von der ARD.

Das könnte uns ziemlich schnuppe sein. Wenn nicht, ja, wenn nicht so viele Jugendliche Begeisterung an dem Doof-TV finden würden – und Fußballplatz und Schularbeiten zu Nebensache mutieren. Aber wer mag es ihnen verdenken? Das Programm von heute ist eben wie ein Bio-Jogurt: Schnell zu verköstigen, leicht zu verdauen. Vorbei sind die Zeiten, in denen beim Fernsehen nachgedacht werden musste. Einschalten und wissen, was los ist. Das ist das Gebot der Stunde für Pro Sieben, SAT1 und Co. Doch auch ihnen ist das nicht zu verdenken: Klar, dass Privatsender da die Dollar-scheine (pardon: Euroscheine) flattern sehen. Die Sendungen von heute sind produktiver denn je – frei nach dem Motto: Lass‘ ein paar leicht be-kleidete Sommermädchen am Strand rumhüpfen, dann sind uns die Einschaltquoten sicher. So genügsam ist der deutsche Fernsehzuschauer…

Die einzigen Rezepte gegen dieses Anti-Fernsehen: Der Aus-Knopf auf der Fernbedienung oder die Wahl eines anderen Programms (auch, wenn das nicht immer ganz leicht fällt). Letztlich bleibt es jedem selbst überlassen, ob er den „Teenagern außer Kontrolle“ über die Schulter gucken will. In Maßen, wie ich finde, völlig okay (wer von uns ertappt sich nicht ab und zu beim modernen TV-Voyeurismus?) – wenn das Doof-TV aber zum Dauerbrenner wird, sind vielleicht mal die Eltern der „Teenies“ an der Reihe die Vorzüge von anderen Beschäftigungsfeldern anzupreisen.

Die Jusos werden ab September eine Alternative anbieten – jedenfalls zu Britt, Oli Geißen und Co.: Diskutiert wird dann zusammen mit den Jugendlichen, bei den Jugendlichen. Beim „MittReden“ der Jusos wird jeden ersten Mittwoch im Monat über ein interessantes Thema gesprochen – und das, im „Treffpunkt“, dem neuen Jugendcafé in der Werkstadt, das wir dafür gewinnen konnten. Das wird mindestens genauso interessant wie „Das Fastfood-Duell“. Mindestens.
 
 

Betreuung der Seite

webmaster@jusos-witten.de

Kontakt

Jusos Witten, Annenstraße 8, 58453 Witten
E-Mail: info@jusos-witten.de