"Bildungsrepublik Deutschland verschwendet zu viele Potenziale"

Veröffentlicht am 19.11.2008 in Schule und Bildung

Wie wichtig ist eigentlich Bildung, vor allem heute, hier in Deutschland, in der von Bundeskanzlerin Merkel ausgerufenen "Bildungsrepublik"? Eine ganz wichtige, stellte Prof. Dr. Ernst-Ulrich Huster gestern (19.11.) beim Treffen des Internationalen Netzwerks im Sitzungssaal 2 des Rathauses fest. Der Politikwissenschaftler von der Ev. Fachhochschule Bochum konnte aber eines leider nicht leugnen: Nicht jeder hat die gleichen Chancen diese Bildung zu bekommen.

Vor allem ausländische Schüler müssten unter der Chancenungerechtigkeit leiden. Nach Angaben von Huster macht nur jedes zehnte ausländische Kind die Fachhochschulreife, über 40% schaffen den Hauptschulabschluss, 17,4% machen gar keinen Abschluss. Bei den Deutschen sieht es besser, aber auch nicht rosig aus: 27% schaffen die Hochschulreife, ohne Abschluss bleiben immerhin noch über 7%.
Ein "strukturelles Problem" sei das, sagte Huster. "Lehrer orientieren sich bei Versetzungen sehr stark an dem sozialen Status der Schüler." Die Konsequenz: Schüler aus sozial schwächeren Familien, also oftmals ausländische Kinder, müssten mehr Leistung bringen, um die gleiche Versetzungsempfehlung zu bekommen. Und das obwohl Bildung eine "besondere Bedeutung für den späteren Arbeitsmarkt" hat. Wo es an Geld und Bildung im Elterhaus mangelt haben's auch die Kinder schwer - obwohl die oft richtig was im Kopf haben. Die Bildungsrepublik Deutschland outed sich unfreiwillig als Verschwendungsrepublik.
Das sieht auch Huster so: "Wir lassen viele Potenziale und Ressourcen einfach liegen". Wichtig sei deshalb schon früh anzusetzen und die Sozialkompetenz von Schülern zu stärken, ihnen so zu sagen das Rüstzeug für die spätere Zukunft mit auf den Weg zu geben: "Malen, Tanzen, Hopsen und Singen beeinflussen die Kognition und das Sozialverhalten der Schüler." Um das zu vermitteln sei aber vor allem mehr "Kompetenz im Elementarbereich" vonnöten, also eine bessere Ausbildung der Pädagogen. Laut Huster würde der Musikunterricht in der Grundschule beispielsweise gerade einmal in drei Prozent der Fälle von musikalisch ausgebildeten Lehrern durchgeführt.
Um diese Probleme zu lösen, seien "nicht mehr Geld, sondern mehr soziale Dienste" notwendig - nicht zuletzt um die heutigen Probleme der "Problemgruppen" in den Griff zu bekommen: Schüler mit Migrationshintergrund besuchten, so Huster, im Schnitt weniger oft Kindertageseinrichtungen, kämen häufiger zu spät zur Schule, wiederholten öfter die erste Klasse als ihre Mitschüler und hätte am Ende einen schlechteren Notendurchschnitt. Eine integrative Schulform könne als Struktur verändernde Maßnahme ein Schritt in die richtige Richtung sein: Es entstünden andere soziale Kontaktmöglichkeiten für die Schüler, gegenseitige Förderung würde einfacher, so Huster.
Bleibt zu hoffen, dass die Länder über ihre Schatten springen und die Chancenungerechtigkeit im deutschen Bildungswesen beseitigen. So zu sagen von der Verschwenderrepublik zur Chancenrepublik.


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