Jusos Witten

Wisent Egnar (3) sollte in einem Gehege bei Bad Berleburg endlich in die Freiheit entlassen werden, da passiert das Unglaubliche: der Bulle büxt aus! Und das vor den Augen von 70 Journalisten aus aller Welt und 130 Gästen – darunter auch Egnars Schirmherr Jürgen Rüttgers… Wie konnte er nur, der Jung-Bulle?
Die Wittener Jusos hatten nun die Gelegenheit, mit dem noch etwas geräderten Bullen persönlich und exklusiv zu sprechen – über intime Bedürfnisse, den Grund für den spektakulären Coup und sein Naserümpfen bei Schirmherr Jürgen.

Hallo Herr Egnar, zuerst die Frage: Wie geht es Ihnen nach Ihrem spektakulären Ausbruch? Immerhin wurden Sie ja mit einem Gewehrschuss wieder zur Räson gebracht.

Das war natürlich gestern sehr viel für mich. Aber jetzt bin ich erst mal froh, als staatlich anerkanntes Wisent mir heute einmal die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen.

Lassen Sie uns noch einmal den Ablauf vom gestrigen Tag durchgehen. Alles fing ja damit an, dass Sie sich nach dem Gang aus dem Hänger, naja, sagen wir mal, entleert hatten. War das Blitzlichtgewitter zu viel für Sie?

Naja, es waren ja einige wichtige Leute an diesem Tag vor Ort. Da dachte ich mir: Jetzt mach ich es! Jetzt setz ich ein Zeichen! Schauen Sie mal: Ich bin ein naturtreues Wisent und ich möchte ohne so einen großen CO2-Ausstoß auf der Wiese grasen und schnüffeln. Aber von 2005 bis 2007 ist das CO2 um 2,4 Prozent wieder angestiegen. Das geht doch auf keine Kuhhaut mehr! Und dann diese Atomkraftwerke – die sind doch nicht nur für euch Menschen gefährlich. Auch wir Wisents haben Angst, dass Atommüll unsere Natur zerstört. Abgeschafft werden sollten Atomkraftwerke, wie von der SPD in ihrem Wahlprogramm gefordert! Diese Umweltpolitik der CDU-FDP-Landesregierung stinkt mir einfach – und das wollte ich zeigen!

Zu Ihrem Ausbruch: Eigentlich ist so etwas ja ungewöhnlich für einen Dreijährigen wie Sie. Hatten Sie ihn von langer Hand geplant oder sind Sie ganz spontan getürmt?

Ich konnte mich ja lange Zeit in Ruhe vorbereiten in meiner Zoo-Zeit. Ich war einfach genervt. Alles guckte auf mich, sogar dieser Jürgen Rüttgers war ja da. Das hat das Milchfass zum Überlaufen gebracht. Jetzt fragen Sie bestimmt, warum. Naja, ich fühlte mich instrumentalisiert: Ich soll schön auf der Weide posieren, damit mein sogenannter Schirmherr sein grünes Image aufpolieren kann. Und am anderen Tag besucht er dann die Atomlobby. Da gingen mir schlicht und einfach die Gäule durch. Besser wär’s doch wenn die erneuerbaren Energien ausgebaut werden würden, wie die SPD das will.

Ihr Schirmherr Jürgen Rüttgers hat Sie anschließend als „wildes Tier“ bezeichnet. Wie nehmen Sie dazu Stellung?

Diese Frage sollten Sie lieber Herrn Rüttgers stellen. Ich bin ein Wisent – so einfach ist das! Aber wenn Sie schon so fragen: Wenn jemand meint, mit mir diese Symbolpolitik machen zu können, kann es schon mal sein, dass ich zum wilden Tier werde! Er wird schon sehen, was er davon hat: Am 9. Mai bekommt Jürgen Rüttgers bestimmt nicht meine Stimme, sondern Hannelore Kraft bekommt sie! Die kümmert sich wenigstens um die Umwelt und will Wind, Wasser und Sonne mehr nutzen und bei Kohlekraftwerken auf Klimafreundlichkeit achten.

Welches Verhältnis pflegen Sie ansonsten zu ihm?

Wir kennen uns eigentlich gar nicht. Ich habe nur aus Erzählungen von meinem Freund Willi dem Wildschwein einiges von ihm gehört. Das ist ja nicht nur diese umweltschädliche Politik. Unter der Landesregierung ist auch die Lebensqualität von Agrartieren schlechter geworden. Stellen Sie sich das mal vor – das geht doch auf keine Kuhhaut mehr!

Also scheint es keine Zukunft zwischen Ihnen und Jürgen Rüttgers zu geben. Das scheint Sie regelrecht zu befreien, obwohl Ihnen die Flucht ja nicht gelungen ist. Wie planen Sie Ihre weitere Zukunft? Gibt es womöglich bald den nächsten Ausbruchs-Coup?

Also, solange mich der Herr Ministerpräsident nicht mehr stört, kann ich in Ruhe in der siegerländer Sonne fläzen.

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Übereinstimmungen mit real existierenden freilaufenden Wisenten oder Ministerpräsidenten sind rein zufällig so gewollt.

(Foto: http://www.flickr.com/photos/schneelocke/2532335046)